„Brombeerzeit“ von Anke Wolff

Woll Anke Brombeerzeit„Brombeerzeit“, der neue Roman von Anke Wolff
Ein Buch über den Verlust und das Weiterleben

„Wer ein Kind verliert, der erfährt keine Steigerung mehr vom Leid“, lässt Anke Wolff Ann-Grit Reinmar sagen, Protagonistin ihres neuen Werks „Brombeerzeit“. Ein Roman mit autobiografischem Hintergrund. So viel Tiefe, Schwere und traurige Wahrheit in diesem Satz, der Ann-Grit Reinmar seit Jahrzehnten durchs Leben begleitet und umso heftiger an die Oberfläche drängt, als Ann-Grit wieder dort ist, wo sich das Unfassbare vor etlichen Dekaden ereignete. Hier, auf Fehrland, der wunderschö-
nen Insel in der Ostsee, verlor Ann-Grit ihre älteste Tochter.
Der Schmerz um den Verlust von Sylvie ließ die Familie die Flucht von der Insel ergreifen und in der weit entfernten schwäbischen Stadt am Nagold-Fluss ins Beiseiteschieben eintauchen. Schließlich der Versuch, sich Jahr um Jahr mit dem Leid zu arrangieren, das sie am liebsten vergessen würde, aber niemals wird. „Die Zeit will das Leid nicht tilgen, wenn du ein Kind zu Grabe getragen hast. Weil es die umgekehrte Reihenfolge in der Eltern-Kind-Beziehung ist, die gegen die Zeit steht“, beschreibt es Ann-Grit Reinmar, deren Verlust um Sylvie sich „wie ein seismografisches Beben, das an den Grundfesten der Familie rüttelt, durch ihr Leben zog.
Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Aber sie weiß, wann es so weit ist für die Bilder, die sie, Ann-Grit, heraufholen musste von ganz unten, um sie ins Wort zu erlösen. „Warte“, hatte ihr die Zeit zugeflüstert, und sie tat, was sie wollte, die Zeit.


„Die Zeit weiß, wie sie mit uns umzugehen hat. Nur braucht sie unsere Einwilligung.“ Und Ann-Grit Reinmar gab sie ihr. Bereit, sich hier, auf Fehrland, allem zu stellen, was seit Jahrzehnten der Erinnerung Raum gibt.
„Brombeerzeit“. Ein heißer Spätsommertag an der Ostsee. Sonne, Strand und Meer, unbeschwerte Urlaubsstimmung wie in prickelnder Prosecco-Laune. Und um Ann-Grit Reinmar Menschen, die sie in all den Jahren nicht vergessen haben, sie lieben wie sie ist. Viele schöne, unbeschwerte und leichtfüßige Momente erlebt sie, beim Brombeerpflücken und auf Hoffesten ...
Fast schon perfekt, wenn diese Reise an die Ostsee nicht gleichermaßen mit der leidvollen inneren Aufarbeitung für sie verbunden wäre. Auch wenn sie in all den Jahren weitergekommen ist auf ihrem Weg. „Da ist kein flammendes Aufbäumen mehr gegen das Unbegreifliche. Aber der Kampf gegen den Schmerz um den Verlust des Kindes will wohl bis ans Ende eigener Tage bleiben. Mit ihm leben zu lernen, fordert die Trauerar-
beit“, so Ann-Grit Reinmar, die ihren Fehrland-Aufenthalt zur Brombeerzeit ihre „Katharsis“ nennt.
Dieser Roman, die intensive Verarbeitung und das Zu-Papier-bringen der tragischen Ereignisse von einst, ist auch eine Katharsis für die Autorin. Mehrere Jahrzehnte brauchte Anke Wolff, Journalistin und Autorin von mittlerweile rund vierzig Büchern unterschiedlicher Genres, um diesen für sie so besonderen, sehr persönlichen Roman zu schreiben. „Wunden vernarben“, heißt es an einer Stelle des Romans, „sie vernarben, auch
wenn die Zeichen bleiben.“ „Mit diesem Roman möchte ich meiner Tochter ein Denkmal setzen“, sagt die Autorin. Nicht nur die Brombeeren sind reif, in dem Roman, auch Anke Wolffs Zeit, sich all dem zwischen zwei Buchdeckeln zu stellen. „Brombeerzeit“ ist „ein Roman über den Ver-
lust und das Weiterleben, melancholisch, dennoch auf wunderbare Weise heiter.
Eine berührende Reise in den späten Sommer“, heißt es im Klappentext des Romans der gebürtigen Insulanerin, die vielen Fehmaranern nicht zuletzt als Kolumnistin beim Fehmarnschen Tageblatt bekannt sein dürfte.
Die Buchpräsentation mit Lesung aus ihrem Roman, der in den Buchhandlungen Niederlechner, Sonnenseiten und im Kaufhaus
Stolz erhältlich ist, fand am 30. November (Mittwoch) um 15 Uhr im Hotel-Restaurant Burg-Klause statt.

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